Seit 8:00 Uhr laufen die Kettensägen auf der Hüsunginsel. Vier Bäume und drei hochgewachsene Felsenbirnen sollen gefällt werden. Stadtrat Blesing lässt Tatsachen schaffen. Ungeachtet aller Bemühungen der Anwohnerschaft, die irrwitzigen Planungen zu verhindern. Ungeachtet vieler Mitglieder der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung, die unsere Alternativvorschläge unterstützen. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die geldgebenden Stellen – Bundesverkehrsministerium und Bundesinstitut für Bau -, Stadt- und Raumforschung – dafür einsetzen, einen Kompromiss mit der Anwohnerschaft begrüßen würde.
Dieses Vorgehen macht sprachlos und wütend. Was muss noch geschehen, um mit einem bürgerlichen Protest ernst genommen und beachtet zu werden? Hat der Bezirk keine wichtigeren Probleme, als »Stärke« zu beweisen, indem sieben Bäume gegen den Willen der Anwohnerschaft abgesägt werden?
Dieses Vorgehen erzeugt Politikmüdigkeit und Politikverdrossenheit. 110.000 Euro an Steuergeld werden auf der Hüsunginsel investiert. 110.000 Euro werden gegen den Willen der steuerzahlenden Anwohnerschaft eingesetzt, um einmalig einen Zustand herzustellen, der der UNESCO vorgezeigt werden kann. Danach wird der Bezirk die Hüsunginsel wieder auf niedrigstem Niveau behandel. Wahrscheinlich wie bisher: Zweimal im Jahr Rasen mähen.
Einmal mehr ein sehr ärgerlicher Beweis, wie über die Köpfe der Betroffenen vor Ort hinweg entschieden und gehandelt wird: Mit Umwelt- und Naturschutz hat das absolut nichts zu tun. Und mit dem Geld vom Denkmalschutz wird Unwillen und mangelnde Flexibilität kaschiert. Es wird zu prüfen sein, ob die für den Kahlschlag eingesetzten Mittel tatsächlich nicht unter die Vorläufige Haushaltsführung fallen.
Mittel aus dem Welterbestättenprogramm fallen nicht unter vorläufige Haushaltsführung. Die Finanzierungsquelle wurde hier vielfach beschrieben.
Sorry, aber was sollen wir jetzt noch retten? Der Bezirk hält ja noch nicht mal an die Planungen ein, die im Grünausschuss am 19.1. hochgehalten wurden. Die Debatte dreht sich jetzt echt um verschüttete Milch … .
Auch ich war sehr enttäuscht über die Art und Weise des Vorgehens und das Resultat und habe gleich am 3. Februar Folgendes an unseren Bezirksbürgermeister Buschkowski geschrieben:
Sehr geehrter Herr Buschkowski,
gerade jetzt, in diesen Minuten, werden gesunde Bäume in der Hufeisensiedlung gefällt!
Zahlreiche engagierte Bürger haben sich darum bemüht, dies zu verhindern. Sie haben mit viel Zeit und Engagement versucht, in einem Dialog mit Ihren Mitarbeitern eine Lösung zu finden, die sowohl den dankmalpflegerischen Interessen als auch dem Interesse am Erhalt gesunder Bäume gerecht wird.
Hier hat sich gezeigt, dass es Menschen gibt, die sich für ihre Umwelt interessieren und Wert auf Mitgestaltung legen. Genau das wird von der Politik immer wieder gefordert.
Das heutige Vorgehen bewirkt aber genau das Gegenteil. Es führt zu Frust, eine Bereitschaft zum Dialog kann von diesen enttäuschten Menschen nicht mehr erwartet werden, geschweige denn ein Engagement für Mitmenschen und Umwelt.
Einen Dialogprozess mit dem Abholzen von Bäumen zu beenden, war die denkbar schlechteste Alternative! Dass in der kritischen Zeit heute morgen keiner der Verantwortlichen erreichbar war, hat die Enttäuschung noch verstärkt.
Besonders schlimm ist, dass gerade den zukünftigen Wählern gezeigt wurde, dass Engagement missachtet wird. Erwartet wurde, insbesondere auch von den Kindern, dass das Vorgehen erklärt und nachvollziehbar begründet und so angekündigt wird, dass sich jeder darauf einstellen und von den Bäumen und der Idee, diese zu erhalten, verabschieden kann.
Die Enttäuschung und Trauer der Kinder kann nicht in Worten übermittelt werden.
In großer Enttäuschung über Ihren Umgang mit einer engagierten Nachbarschaft, die in dem von Ihnen so prominent als Idylle gepriesenen Britz nun einen Teil der Idylle verloren hat.